Archiv der Kategorie: Datenschutz

Datenschutz, informationelle Selbstbestimmung, DS-GVO

Zwei neue Pixi-Bücher

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit bringt gerade zwei neue Pixi-Bücher heraus: „Was ist Informationsfreiheit?“ und „Aber Warum?!“. Beide Bücher können hier bestellt werden.

„Was ist Informationsfreiheit?“ ist geeignet für Kinder im Grundschulalter. Es geht darum aufzuzeigen, dass es wichtig ist, Fragen zu stellen: Wer will warum und zu welchen Zwecken meine Daten nutzen?

„Aber Warum?!“ ist für Kinder im Kindergartenalter gedacht. Das Buch beschäftigt sich altersgerecht mit dem Begriff „Transparenz“ und seinen unterschiedlichen Bedeutungen.

Die Apps Etheraz und Hayya

Bei einer Einreise nach Katar zur FIFA-Weltmeisterschaft im Fußball der Herren 2022 wird es wahrscheinlich erforderlich sein, zwei Apps auf Smartphones installiert zu haben: Etheraz und Hayya.

Ich zitiere der Einfachheit halber aus dem Newsletter des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit vom 15. November 2022:

Die Apps „Etheraz“ und „Hayya“ sind in den gängigen App-Stores in Europa verfügbar und können damit auch außerhalb von Katar heruntergeladen und „genutzt“ werden. Von Seiten des BfDI konnte festgestellt werden, dass die Datenverarbeitungen beider Apps wahrscheinlich deutlich weiter gehen, als es die Beschreibungen der Datenschutzhinweise und Verarbeitungszwecke in den App-Stores angeben. So wird bei einer der Apps unter anderem erhoben, ob und mit welcher Nummer ein Telefonat geführt wird. Hierbei handelt es sich um mitunter sensible Telekommunikationsverbindungsdaten, die in Deutschland unter das Fernmeldegeheimnis fallen. Die andere App verhindert unter anderem aktiv, dass das Gerät, auf dem sie installiert wird, in den Schlafmodus wechselt. Es ist zudem naheliegend, dass die von den Apps verwendeten Daten nicht nur lokal auf dem Gerät verbleiben, sondern an einen zentralen Server übermittelt werden. Der BfDI rät daher dazu, die beiden Apps nur dann zu installieren, wenn es absolut unumgänglich ist. Zudem sollte erwogen werden, für die Installation ein eigenes Telefon zu verwenden, das ausschließlich für die Apps genutzt wird. Insbesondere sollten auf diesem Gerät keine weiteren personenbezogenen Daten, wie etwa Telefonnummern, Bild- oder Tondateien gespeichert sein. Im Nachgang der Nutzung der Apps sollten auf dem verwendeten Telefon, das Betriebssystem und sämtliche Inhalte vollständig gelöscht werden.

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Graurheindorfer Str. 153, 53117 Bonn; Newsletter vom 15. November 2022; Volltext

Meta erlaubt Löschen von Mail-Adressen und Telefonnummern

Man muss kein Meta-Nutzer (Facebook, Instagram, WhatsApp) sein. Und trotzdem landen Kontaktdaten in den Datenbanken des Konzerns. Wie das geht? Die App fragt: „Willst du neue Freunde finden?“ Natürlich wollen das viele Nutzer. Und dann geben sie für die App den Zugriff auf die gespeicherten Kontakte frei. Ohne meine Einwilligung landen meine Kontaktdaten bei Meta.

Kaum bemerkbar bietet Meta jetzt Abhilfe an. Auf der Hilfe-Seite „Informationen für Personen, die keine Meta-Produkte nutzen“ findet man keine Hilfe. Man kann hier prüfen, ob eigene Kontaktdaten bei Meta gespeichert wurden und man kann diese löschen.

Zur Prüfung/Löschung gelangt man auch direkt hier. Über eine zugesendeten Code wird der Kontakt verifiziert. Und das war es auch schon.

Ich habe bereits mehrere Mail-Adressen und Telefonnummern löschen lassen. Zuweilen ist die Seite überlastet. Man sollte also etwas Geduld mitbringen.

„Datenschutz ist Kinderschutz“ – eine Initiative des BfDI

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) hat eine kleine Broschüre mit Empfehlungen für Eltern herausgegeben.

Die Mini-KIM-Studie aus 2020 gibt an, dass das Thema „Handy/Smartphone“ auf Platz drei der Interessen der Gruppe der 6 bis 13-jährigen liegt. Knapp davor befindet sich übrigens das Thema „Schule“ und auf Platz 1 liegt „Freundschaft“.

Aus dieser Tatsache kann man leicht die Sinnhaftigkeit einer Drucksache ableiten, die sich dem Thema „Digitalität, Eltern, Kinder“ annimmt. Kurz und sehr kompakt werden wichtige Themen angesprochen. Begleitet wird die Broschüre, die kostenlos bestellt werden kann, durch eine Online-Publikation.

EuGH kippt deutsche Vorratsdatenspeicherung

Ein schönes Beispiel dafür, wie Demokratien funktionieren: Heute hat der EuGH geurteilt, dass das anlasslose Speichern von Verbindungsdaten gegen europäisches Recht verstößt.

Das deutsche Recht sieht diesen Vorgang im Telekommunikationsgesetz vor. Das ist mit europäischem Recht nicht vereinbar. Danke EuGH!

Das Video zum Buch

Im Dezember hatte ich die beiden Bücher zum Thema Datenschutz für Kinder, Eltern und Erzieher/-innen vorgestellt. In Auftrag gegeben hat beide Bücher der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit. Jetzt gibt es das Video dazu. Ich finde, das ist eine tolle Ergänzung.

Warum ist es wichtig, Kinder für die Themen „Datenschutz“ und „Informationelle Selbstbestimmung“ zu sensibilisieren?

  • Erwachsene sind nicht immer gute Vorbilder.
  • Die Interaktion mit digitalen Endgeräten setzt früher ein.
  • Informationelle Selbstbestimmung setzt Kenntnisse über Methoden, Technik und Softwaregrundlagen des Datensammelns voraus.

Kinder für Datenschutz sensibilisieren

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit ist unter die Kinderbuchautoren gegangen. Nicht er selbst hat zwei Kinderbücher geschrieben, die als Mixi-Pixi-Bücher erschienen sind, aber die Bundesbehörde hat zwei Bücher in Auftrag gegeben. Jetzt sind beide erschienen.

Das Tolle daran ist, beide Bücher können hier kostenlos bestellt werden.

Geeignet sind die Bücher für Eltern, Kinder im Lesealter, Schulen und andere Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Es kann je ein Exemplar kostenfrei bestellt werden. Einrichtungen, die gerne mehr als ein Exemplar kostenfrei erhalten möchten, können das via E-Mail anfragen.

Da lacht der Datenkrake

Mehrere Portale melden unter Bezugnahme auf einen Artikel im Kommersant: Die Daten von 500.000 Personen aus Moskau und Umgebung stehen zum Verkauf. Der Preis soll 35 Rubel (etwa 0,50 USD) pro Datensatz betragen. Bei den Daten handelt es sich um personenbezogene Daten, die aus dem illegalen Verkauf gefälschter Impfzertifikate stammen.

Ein gefaktes Impfzertifikat in der Tasche und massenweise Mails im Posteingang, die billiges Viagra aus London anbieten oder von einem Prinz aus Nigeria stammen. Das Leben kann schon hart sein!

Klausuren im Distanzunterricht

Mit dem Schuljahresstart im Herbst könnte es erneut zu Schulschließungen kommen. Mit Distanzunterricht steht auch erneut die Frage nach Klausuren und mündlichen Leistungskontrollen im Raum. Der Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Baden-Württemberg hat dafür jetzt eine Handreichung verfasst.

Der Grund für das Verfassen der Handreichung lässt sich in den zum Teil gravierenden Datenschutzverstößen an Universitäten, Hoch- und Fachhochschulen bei Online-Prüfungen finden.

Tschüss WhatsApp

Am 13. Mai 2021 habe ich meinen WhatsApp-Account gekündigt. Und? Was hat es mir gebracht? Das Gute zuerst: Ich bemerke bisher keine Einschränkungen. Weltweit betrachtet gibt es durchaus eine gewisse Tendenz, WhatsApp und damit dem Facebook-Konzern den Rücken zu kehren. Wirtschaftlich spürbar ist die Abwanderungsbewegung für WhatsApp wahrscheinlich nicht. Aktuelle Zahlen zum Thema habe ich bisher nicht finden können. Was wären denn die Alternativen? In Deutschland beispielsweise hat es keine bemerkenswerte Bewegung weg von WhatsApp hin zu Alternativen gegeben. Wahrscheinlich sind die Alternativen zu wenig bekannt.

Telegram

Derzeit befindet sich, gemessen an den Nutzerzahlen, Telegramm auf Platz 2 nach WhatsApp. Man geht aktuell von etwa 500 Millionen Nutzern aus. Im Vergleich dazu rechnet man bei WhatsApp mit etwa 1,2 bis 1,5 Milliarden Nutzern. Der größte Nachteil von Telegrammen besteht aus meiner Sicht darin, dass eine End-to-End-Verschlüsselung nicht als Standard angeboten wird. Dafür muss erst die Funktion „Geheimen Chat starten“ verwendet werden. Gruppen können hier bis zu 250.000 Mitglieder enthalten. Öffentlich zugängliche Kanäle lassen sich erstellen. Das macht Telegram in einigen Kreisen besonders beliebt. Der Unternehmenssitz befindet sich in London.

Signal

Ein Pro-Argument für Signal lautet oft: Edward Snowden und Elon Musk empfehlen Signal. Anders als die anderen Kindern ist Signal nicht gewinnorientiert. Die gemeinnützige Stiftung finanziert sich über Spenden. Der Drang, Nutzerdaten zu versilbern kann Signal gegenwärtig nicht unterstellt werden. Die Chats sind End-to-End-verschlüsselt. Kontakt- und Metadaten werden nicht bei Signal gespeichert. Das macht Signal aus Sicht des Datenschutzes sympathisch. Die Chats selbst werden auf dem lokalen Endgerät gespeichert. Dadurch entfällt zwar die Möglichkeit eines Backups, aber das Datenschutzniveau bleibt hoch.

Threema

Personenbezogene Daten werden hier für die Einrichtung eines Benutzeraccounts nicht benötigt. Die Threema-ID als Identifikationsmerkmal wird beim Anlegen des Accounts erstellt. Die Server stehen in der Schweiz, einem datenschutzrechtlich sicheren Drittstaat. Hat ein Nutzer eine Nachricht vom Server abgerufen, wird diese dort gelöscht. Die Kontaktlisten werden auf den Servern nur anonymisiert gespeichert. Metadaten werden weder erzeugt noch gespeichert. Zumindest unter noch funktionierenden Geräten mit gleichem Betriebssystem ist ein Backup möglich. Aus meiner Sicht ist Threema der Dienst mit dem höchsten Datenschutzniveau.

Wire

Wire ist sicherlich der Exot unter den Messenger. In Berlin entwickelt, war Wire als Konkurrenz zu WhatsApp gedacht. Nicht nur gegen WhatsApp, auch gegen Telegramm, Signal oder Threema konnte sich Wire nicht durchsetzen. Die Entwickler haben Wire jetzt eher als Konkurrenz zu Slack und zu anderen Kollaborationstools in Stellung gebracht.

Mein Fazit

Ich komme gut mit der Kombination aus vielen Tools zurecht. Insofern verspüre ich keine großen Kommunikationsverluste nach dem Weggang von WhatsApp. Mein persönlicher Favorit ist Threema, auch wenn die App nicht kostenfrei abgegeben wird. Das hohe Datenschutzniveau ist mir die 3,49 € allemal wert. Im Unterricht befrage ich immer wieder meine Schüler*innen zu dem Thema. Ich stelle auch hier fest, dass es keinen bemerkenswerten Trend weg von WhatsApp gibt. In allen Klassen, in denen ich seit dem 15. Mai 2021 unterrichtet habe, konnte ich genau eine Schülerperson finden, die ebenfalls WhatsApp verlassen hat. Die Frage, wer überhaupt WhatsApp nutzt, habe ich in diesem Zusammenhang nicht gestellt.