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Karl Hermann Trinkaus – Der neue Mensch

Ich sitze gerade im Café Idee des Museums der Bildenden Künste (MdbK) in Leipzig. Über mir erhebt sich der Kopf des „Kaputtnik“ von Paule Hammer. Vor mir stehen ein Kaffee und ein Stück Kirsch-Schmand-Kuchen. Noch stapeln sich Styropor-Platten neben der Figur. Die Fertigstellung des Werkes vollzieht sich in Etappen. Im Mai 2020 soll der „Kaputtnik“ vollendet sein. Ich bin gespannt.

Paule Hammer – Kaputtnik (2019)

Das Bemerkenswerte an diesem Tag ist nicht etwa der Weihnachtsmarkt, der von tausenden Menschen geflutet wird. Ich habe heute Karl Hermann Trinkaus entdeckt. Ihm ist die aktuelle Sonderschau aus der Reihe „Bauhaus – Der neue Mensch“ gewidmet. Trinkaus wurde in der Nähe von Leipzig geboren, hat am Bauhaus in Dessau u. a. bei Klee und Kandinsky studiert.

Karl Hermann Trinkaus – Stalin im Gespräch (um 1927)

Erstaunlich aktuell ist für mich das Werk „Der neue Mensch“. Trinkaus scheint 1926 das Verhaftetsein der Menschen in Social Media vorweggenommen zu haben.

Karl Hermann Trinkaus – Der neue Mensch (1926)

Der urbane Mensch scheint verhaftet in einer Welt aus Medien, Werbung und Vergnügen. Der mutige Schritt endet auch nur bei Chlorodont.

Point of No Return – Wende und Umbruch in der ostdeutschen Kunst

Das Museum der bildenden Künste Leipzig beherbergt sei einigen Tagen eine neue und, wie ich finde, sehr sehenswerte Ausstellung. Über 130 Werke von 60 Künstlern setzen sich mit dem Thema „Wende“ auseinander.

Als spannend empfand ich das Werk „Auswildern“ von Sighard Gille aus den Jahren 1990/1991. Es thematisiert die Frage nach dem Zurechtkommen mit Freiheiten.

Sighard Gille: Auswildern (1990-1991)

Für mich bleibt die Frage: Wie empfinden Menschen die Werke, die die Jahre vor, während und unmittelbar nach der Wende nicht bewusst erlebt haben? Ich werde wohl mal meine Kinder in die Ausstellung mitnehmen. Vielleicht bin ich dann schlauer.

Mit Telefonzellen beispielsweise kann man nur etwas verbinden, wenn man mal in einer drin gestanden hat, den Blechkasten benutzt hat und den Geruch erinnern kann.

Wolfgang Smy: Großes Stadtbad (1986)

Die Ausstellung regt zum Nachdenken an. Fragen nach Mauern im Denken kommen auf. Wie wirkt Agitation? Warum beschränkt man sein Denken? Warum lässt man Bewegungsunfreiheit zu? Da ist es mit einem Besuch nicht getan. Ich muss auf jeden Fall mindesten noch einmal in die Ausstellung. Zeit ist dafür noch bis 3. November 2019.