Schlagwort-Archive: Sprache

In dieser Woche (KW20): Das dunkle Geschwisterkind von ChatGPT – DarkBERT

Wie beeinflusst die Publikationsumgebung unsere Sprache? Die Beantwortung dieser Frage war nicht das primäre Ziel südkoreanischer Forscher und Entwickler. Aber die Antwort auf diese Frage ist ein interessantes Nebenprodukt ihrer Entwicklung.

Ziel war es, eine Sprach-KI zu entwickeln, welche mit Texten aus dem Darknet trainiert wurde. Dazu haben die Forscher das Tor-Netzwerk durchforstet, Texte gesammelt und ihre KI damit gefüttert. Sie haben also Texte verwendet, die von Hackern, politisch Verfolgten, aber auch von Kriminellen stammen.

Das Ergebnis ist so spannend wie erwartbar: Die Sprache im Darknet unterscheidet sich von der Sprache im Clearweb. Um so wichtiger ist es, die Welt des Darknets und seiner Sprache in KI-Modelle zu integrieren. Ob wir es wollen oder nicht, das Darknet ist genau so Teil unserer Welt wie das Clearweb oder das Deepweb.

Aktuell ist es nicht geplant, die KI der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Sie wird für wissenschaftliche und Forschungszwecke geöffnet.

Was wir von Sprache lernen können

Es gibt viele kluge und einige weniger tiefe Aussagen zu Sprache. Der Sprachgebrauch erlaubt es uns, miteinander zu kommunizieren. Sprache hat eine Symbolebene, die wir an Buchstaben und Wörtern festmachen können. Ergänzt wird diese Ebene durch Bedeutung und Kontext. So erschließt sich uns ein Sinn, der über die Wortbedeutung hinaus geht.

Viktor Klemperer schreibt: „Das ist wohl auch der Sinn der Sentenz: le style c’est l’homme; die Aussagen eines Menschen mögen verlogen sein – im Stil seiner Sprache liegt sein Wesen hüllenlos offen.“ (Klemperer, Victor. LTI: Notizbuch eines Philologen)

Es gibt ein sehr lesenswertes Interview mit dem Literaturwissenschaftler Prof. Heinrich Detering im Kölner Stadt-Anzeiger aus dem Jahr 2018. Derzeit geistern verschiedene Auszüge aus diesem Interview durch diverse soziale Netze. Nehmt Euch die Zeit und lest mal das vollständige Interview. Es lohnt sich! Und das Interview ist schnell gelesen.

Ein auffallender Grundzug in der Rhetorik der Rechten ist die im Wortsinn völkische Suggestion, es gebe eine verbindende „Wesensart“, an der alle Deutschen teilhätten und die sich auswirkte auf Lebensführung, Weltanschauung, Umgangsformen. Das aber ist nicht nur eine reine Fiktion, sondern gemeingefährlicher Unsinn. (Prof. Detering im Interview – https://www.ksta.de/kultur/-gauland-ist-ein-virtuose-der-zweideutigkeit–31706412)